Pasanen: "Ich hätte fast Wiese im Tor ersetzt"

Petri Pasanen steht Rede und Antwort im Abschieds-Interview Teil 2.
Profis
Mittwoch, 04.05.2011 / 09:22 Uhr


Nach deinem Wechsel zu Werder, hast Du lange von Amsterdam als Stadt geschwärmt, hat Bremen diesen Rang nach sieben Jahren abgelaufen?
Es gibt ja kein Rennen, was ist der schönste Ort außerhalb Finnlands. Ich werde immer ein Stück Amsterdam und ein Stück Bremen überall mit hinnehmen. Das sind wichtige Orte in meinem Leben. Ich habe hier viele wichtige Leute getroffen. Und in dieser Zeit ist viel passiert.

Er kennt sich mit Wein gut aus, liest täglich die internationale Presse, kann über die aktuellen politischen Themen genüsslich debattieren. Er gehört zu den dienstältesten Werder-Spielern. Dennoch gibt es keinen Bremer Profi, über den weniger bekannt ist. Nach der Saison verlässt Petri Pasanen den Verein. Am Samstag läuft er zum letzten Mal im grün-weißen Trikot ins Weser-Stadion ein. WERDER.DE gab er ein langes, sehr persönliches Abschieds-Interview.

In deine Bremer Zeit fällt auch der Tod deiner Mutter im Herbst 2004. Damals hast du für Aufsehen gesorgt, als du Werder in einer großen Verletzten-Misere trotzdem geholfen hast und extra für das Nordderby eingeflogen bist.
Meine Mutter ist ganz plötzlich gestorben und ich bin sofort für eine Woche nach Finnland geflogen. Es war weniger eine Hilfe für Werder, als eine Ablenkung für mich. Ich habe damals mit dem Trainer telefoniert, der mir anbot, zum Spiel gegen den Hamburger SV anreisen zu können. Ich wurde ein paar Minuten eingewechselt und habe es dann der Presse gesagt. Ich bin anschließend aber auch gleich wieder nach Finnland geflogen.

War es schwer dann wieder im fernen Bremen Profifußball zu spielen?
Das Leben musste weitergehen, aber es ist klar, dass es einen großen Einfluss hat, wenn jemand seine Mutter verliert. In Bremen zu spielen war in Ordnung, schwierig war die Rückkehr nach Finnland zu Weihnachten. Da wurde es ganz deutlich, dass sie fehlte. Du konntest riechen, dass da ein Unterschied ist. Die Atmosphäre zu Hause war ganz anders.

Hast du in dieser Zeit, Gedanken an sie auch mal mit auf das Spielfeld genommen?
Deine Mama verlierst du nie.

Hattest du in dieser Zeit, die ja auch sportlich ein Neubeginn bei Werder war, jemanden gehabt, der dir die Akklimatisierung in Bremen leichter gemacht hat.
Nein, ich brauchte das nicht. Ich war ja kein Neuling mehr. Bei meinem Start in Amsterdam war das anders. Da war Aaron Winter eine wichtige Person für mich.

Im Rückblick auf die sieben Jahre gab es einige kuriose Spiele, welche fallen dir da so ein?
Ganz oben steht für mich das 8:1 gegen Arminia Bielfeld. Wir hatten schon drei Mal ausgewechselt und Wiese hatte sich am Ende ein bisschen verletzt. Der Trainer hat mir angezeigt, dass ich ins Tor gehen sollte, wenn Wiese nicht mehr weitermachen kann. Ich bin dann immer wieder zu Wiese hin und habe ihm gesagt, dass er raus soll. Das wäre ein Riesending für mich gewesen, da mal ins Tor zu dürfen. Dann hätte ich alles mal gespielt und so viele finnische Torhüter hat die Bundesliga auch noch nicht gesehen. Außerdem konnte nichts schief gehen, es stand schon 7:1. Das hätte ich gepackt. Aber Wiese wollte nicht raus. Das bedauere ich wirklich sehr, das wäre eine tolle Geschichte gewesen.

Vielleicht kommt so ein Einsatz noch in deinen letzten Spielen?
Ja, genau, und ich schieße noch drei Tore und hole mir meine erste Rote Karte ab. Das wäre ein Abschluss mit Paukenschlag.

Welche Spiele kommen dir noch in den Sinn?
Die ersten Spiele gegen Ajax. Wir hatten hier souverän gewonnen und die Fans hatten mich nicht vergessen, sie riefen nach dem Spiel meinen Namen, ich habe ihnen mein Trikot geschenkt. Im Rückspiel wurde es dann noch mal eng. Wir hatten einen schlechten Tag und ich hatte immer im Kopf, wie wir mit Ajax in den Jahren zuvor unsere Gegner zu Hause an die Wand gespielt hatten, nur diesmal stand ich auf der anderen Seite. Ich hatte kein gutes Gefühl, aber es ging ja noch mal gut.

Du standest auch direkt daneben als Andi Reinke seinen schweren Unfall im Spiel beim VfB Stuttgart hatte? Kannst du dich an diese Sekunden erinnern?
Sehr gut. Ich stand genau neben ihm und sagte, Andi steh auf, es ist kein Tor geworden, es ist nichts passiert. Ich hatte die Szene gar nicht so schlimm wahrgenommen. Dann schaue ich wieder hin und er liegt in einer Blutlache. Das war die schlimmste Verletzung, die ich jemals auf dem Platz gesehen habe. Und ich habe ganz große Achtung vor ihm, dass er als Spieler wieder zurückkam. Dass er seine Karriere als Spieler beenden konnte, hat uns alle gefreut. Er war sehr beliebt in der Mannschaft.

Gab es andere Typen, die dir in Erinnerung bleiben werden?
Ganz klar, Carlos Alberto. Ich habe ihn nie verstanden, er sprach kein Englisch oder Deutsch, aber ihn schon zu beobachten war komisch. Aber er war ein guter Spieler. Ich fand ihn "eins-gegen-eins" richtig gut. Er hatte die Qualität. Dass Werder ihn geholt hatte, war nachvollziehbar. Er hat es leider nie richtig in den Spielen zeigen können.

Wer wird dir noch prägend in Erinnerung bleiben?
Johan Micoud! Er war einfach der Chef! Wenn man von einem Leader spricht, dann verkörperte er genau das. So ein Charisma, so eine Präsenz. Joe war auf "der Zehn" richtig gut. Er hat oft den Ball bekommen und nach einer kurzen Drehung sofort weitergespielt. Auf dieser Position ist das so wichtig. Mit ihm haben wir die meisten Tore geschossen. 

Gehst du in die restlichen beiden Spiele anders, als zuvor.
Ganz ehrlich, diese Gedanken an das bevorstehende Ende bei Werder hatte ich erstmals nach dem Pauli-Spiel. Da stand ich und habe gedacht: "Nur noch drei Spiele!" Aber es ist auch schön, dass es so einen Moment gibt und dass man das auf dem Platz erleben kann. Gut, dass ich gegen Wolfsburg nicht diese Gelbsperre bekommen habe.

Hast du nicht dem Schiri vor dem Wolfsburg-Spiel mal einen Tipp gegeben, dass du diesmal keine Karte gebrauchen kannst?
Nein ich habe einfach darauf vertraut, dass ich in den letzten Jahren auch sehr wenige Karten bekommen habe. Ich habe es einfach laufen gelassen.

Die Partie gegen Wolfsburg war schon ein Abschied, es war dein letztes Flutlichtspiel.
Ich habe das sehr genossen. Das waren die geilsten Spiele. Mein perfekter Moment: Es ist ein Herbstabend, es regnet leicht, das Flutlicht ist an, der Ball läuft ganz leicht über den nassen Rasen. Die Stimmung ist dann immer etwas anders. Dann bist du einfach gut drauf. Das ist viel besser als 15.30 Uhr und 25 Grad im Schatten. Ein Stück Weser-Stadion werde ich auch in Zukunft in Finnland haben, denn ich habe mir einige von diesen roten Stühlen gesichert, als das Stadion damals auf grüne Sitze umgestellt wurde. Der Hausmeister hatte sie mir angeboten.

Was hast du damit vor?
Ich habe sie damals zusammen mit ein paar anderen privaten Sachen mit dem Auto nach Finnland gefahren. Jetzt liegen sie zu Hause. Ich werde mir mal eine kleine Tribüne im Garten bauen.

Du kannst dich fast kindlich über fußballerische Kabinettstückchen freuen, musst auf dem Platz aber eine extrem disziplinierte Rolle ausfüllen. Woher nimmst du den Spaß, Woche für Woche im professionellen Fußball?
Ich liebe die Feinheiten des Fußballs und kann auch einiges. Ich habe im Training schon Fallrückzieher-Tore geschossen, in einem Spiel hinter dem Standbein geflankt. Aber bei mir war es nie so, dass ich immer zeigen musste, was ich kann, dass ich einen raushauen muss. Die Momente kommen, wenn sie kommen. So etwas soll man nicht forcieren. Und als Abwehrspieler hältst du dich für die Mannschaft zurück. Wenn du einen Fehler machst, fällt schnell das Gegentor.

Wie war deine Beziehung zu den Fans in den letzten sieben Jahren?
Werder hat gute Fans, aber man konnte schon eine Wandlung in meiner Zeit feststellen. Heute erwartet das Publikum viel mehr als 2004. Sie werden schneller unruhig. Vielleicht ist das auch normal nach sechs Jahren Champions League. Aber man muss den Fans auch ein Kompliment für die letzten beiden Monate machen. Sie haben gemerkt, dass sie Einfluss auf die Mannschaft haben, dass es ohne ihre Unterstützung doppelt so schwer für uns ist. Da waren sie sehr positiv.

Kannst du einen Tipp geben, welchen Finnen Werder als nächstes holen sollte? Wer ist der absolute Überflieger im finnischen Fußball?
Es gibt einen jungen Mittelfeldspieler, Eremenko. Er spielt bei Dynamo Kiew. Er ist sehr interessant. Er wird seinen Weg machen. Gut am Ball, gut nach vorn, defensiver Mittelfeldspieler.

Wo wird es dich jetzt hinziehen? Bleib doch in der Bundesliga, dann sehen wir Dich mindestens zwei Mal im Jahr wieder.
Die Bundesliga ist immer interessant, aber es ist zu früh, darüber zu reden. Ich sage bescheid, wenn es soweit ist.

Torsten Frings und Tim Borowski kehrten in deiner Zeit sogar wieder zu Werder zurück. Sehen wir dich hier auch mal wieder im Trikot.
Daran glaube ich nicht. Ich gehe weg.


Das Interview führte Michael Rudolph.

 

 

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