"Das kann man nicht vergleichen"

Marie-Louise Eta im Interview

Marie-Louise Eta ist seit dem Sommer hauptamtliche Trainerin von Werders U 13 (Foto: WERDER.DE).
Junioren
Dienstag, 06.11.2018 / 18:05 Uhr

Das Interview führte Marcel Kuhnt

Seit dem Sommer hat Marie-Louise Eta beim SV Werder eine neue Rolle. Jahrelang trug sie das Trikot der 1. Frauen, seit dieser Saison ist sie U13-Trainerin im WERDER Leistungszentrum. Eine Aufgabe, in der sie voll aufgeht. Im Interview mit WERDER.DE verrät die 27-Jährige, wie die ersten Monate mit ihrem neuen Team waren, wie sie die Eingewöhnungszeit in einen völlig neuen Job erlebt hat und auf welche Spiele sie sich mit Werders U13 am meisten freut.

WERDER.DE: Beginnen wir mit dem Aktuellen. Am Wochenende hast du mit deiner U13 die Winterrunde in der Bezirksliga beendet. Durch das 2:2 gegen den Blumenthaler SV schließt ihr die Saison auf Platz zwei ab. Bist du enttäuscht, dass es nicht zu mehr gereicht hat?

Marie-Louise Eta: „Im ersten Moment überwiegt natürlich die Enttäuschung, weil wir immer gewinnen wollen und ich hätte den Jungs den Sieg aufgrund der Leistung auch einfach gewünscht. Es ist schön zu sehen, wie wir in der Saison gegen Spieler, die in der Regel zwei Jahre älter waren, agiert haben. Das war in Ordnung. Das Ergebnis ist daher für uns zweitrangig. Viel wichtiger ist die Leistung auf den Platz und die Entwicklung der Jungs."

WERDER.DE: Gerade der körperliche Unterschied muss in dem Alter extrem sein, oder?

Marie-Louise Eta: „Definitiv. Die Unterschiede in der körperlichen Entwicklung von 12- und 14-Jährigen sind enorm. Deshalb kann ich keinem Spieler einen Vorwurf machen, wenn ihm der eine oder andere Gegenspieler mal wegläuft oder ein Zweikampf verloren geht. Entscheidend ist für mich, dass wir unsere Art des Fußballs jederzeit auf dem Platz zeigen.“

WERDER.DE: Und das haben sie umgesetzt?

Marie-Louise Eta: „Die Jungs mussten sich an viele Dinge gewöhnen, weil es unter anderem ihre erste Halbserie auf dem Großfeld war. Sie sind sehr aufmerksam im Training und bei Besprechungen, wie beispielsweise Videoanalysen. Somit konnten die Jungs schon viele Vorgaben in den Spielen gut umsetzen. Dennoch ist auch klar, dass es noch ein großes Entwicklungspotential gibt und wir uns nie zufrieden geben wollen.“

WERDER.DE: Gibt es in diesem Alter bestimmte Fähigkeiten, auf denen der Fokus liegt?

Marie-Louise Eta: „Es ist wichtig, dass sie lernen als Mannschaft zu funktionieren, bei der jeder Einzelne seine Aufgabe hat. Sie sollen auf dem Platz mutig, ständig aktiv sein und sich immer am Spiel beteiligen. Fehler sind dabei völlig normal und immer erlaubt. Wir suchen grundsätzlich immer den Weg nach vorne. Gerade in der Offensive ist Mut, Zielstrebigkeit, Durchsetzungsvermögen und Kreativität gefragt. Es geht aber auch darum mit Stolz das Werder-Trikot zu tragen und Spaß am Fußball zu haben. Denn nur mit der nötigen Freude am Spiel, kann man sich weiterentwickeln und erfolgreich sein."

Ich sehe keinen Unterschied darin, ob ein Mann oder eine Frau im Nachwuchsfußball arbeitet. Entscheidend ist die Qualität des Trainers auf dem Platz.
Marie-Louise Eta, Trainerin U13

WERDER.DE: Kommen wir zu dir persönlich. Hast du dich als U13-Trainerin mittlerweile eingelebt?

Marie-Louise Eta: „Ich habe mich recht schnell eingelebt. Selbstverständlich war es anfangs eine Umstellung hauptberuflich als Trainerin zu arbeiten, da die Aufgaben vor allem auch neben dem Platz viel umfangreicher geworden sind. Doch der ständige Austausch, vor allem mit meinem zuständigen sportlichen Leiter Thorsten Bolder sowie U14-Trainer Markus Fila, der ebenfalls im Sommer neu anfing, hat mir den Einstieg ins WERDER Leistungszentrum, wo ich von allen Kollegen und Kolleginnen toll aufgenommen wurde, erleichtert. Zudem habe ich mit Björn Bremermann, Nadin Stubbemann und Mark Figiel ein tolles Trainerteam zusammen, in dem wir uns täglich immer wieder gegenseitig unterstützen, ergänzen und die gemeinsame Arbeit sehr viel Spaß macht."

WERDER.DE: Du bist die einzige weibliche Trainerin in einem Leistungszentrum eines Bundesligisten. Macht dich das stolz?

Marie-Louise Eta: „Es macht mich nicht stolz, weil ich die einzige Frau bin. Es freut mich als Mensch, dass ich diesen Job ausüben darf. Ich sehe keinen Unterschied darin, ob ein Mann oder eine Frau im Nachwuchsfußball arbeitet. Entscheidend ist die Qualität des Trainers auf und neben dem Platz.“

WERDER.DE: Deine ersten Trainerschritte im Werder-Dress hattest du im Mädchenfußball…

Marie-Louise Eta: „Genau. Nach meinem Wechsel in die 1. Frauen-Mannschaft habe ich die U15-Mädchen trainiert. Damals wurde ich ins kalte Wasser geworfen und habe schnell viel gelernt. Birte Brüggemann hat mir großes Vertrauen geschenkt, wofür ich ihr dankbar bin. Ich konnte zu der Zeit meine Trainerscheine machen und habe gemerkt, dass ich genau eines möchte: Trainerin sein. Ohne diese Zeit wäre all das, was ich jetzt erlebe, wohl nur schwer möglich gewesen.“

WERDER.DE: Die Unterschiede zwischen dem Nebenamt als U 15-Mädchen-Trainerin und dem Hauptamt als U 13-Trainerin müssen dennoch groß sein. Oder ist es ähnlich?

Marie-Louise Eta: „Nein, die beiden Posten kann man nicht miteinander vergleichen. Als hauptamtliche Trainerin beschäftige ich mich den ganzen Tag mit Fußball. Früher hatte ich noch einen Nebenjob, habe studiert und war aktive Fußballerin. Nun ist es anders. Ich tausche mich viel mit den Kollegen im WERDER Leistungszentrum aus und spreche ständig über Fußball. Eigentlich bräuchte man noch viel mehr Zeit, um in die gesamte Komplexität des Spiels einzutauchen. Allein die Videoanalyse ist so umfangreich und interessant, dass man damit den ganzen Tag verbringen kann. Ich habe also viel zu tun. Doch der Spaß überwiegt dabei, weil es ein großartiger Job ist.“

WERDER.DE: Großartig und erfolgreich war auch deine aktive Karriere. Vermisst du es, als Spielerin auf dem Platz zu stehen?

Marie-Louise Eta: „Ich habe mir schon damals, bevor ich meine Karriere beendet habe, viele Gedanken gemacht, wie es sein würde, wenn ich nicht mehr auf dem Platz stehe. Rückblickend muss ich sagen, dass es die richtige Entscheidung war, im Sommer aufzuhören. Ich bin mit meiner jetzigen Situation sehr glücklich. Mit dem Klassenerhalt hatte ich einen tollen Abschluss meiner Spielerinnenlaufbahn. Es war eine tolle Zeit und ich besuche die Spiele der Mädels immer noch sehr gerne, fieber mit und freue mich, wenn man sich immer wieder auf der Anlage begegnet.“

WERDER.DE: Blicken wir noch einmal voraus. Trotz des Endes der Winterrunde stehen noch interessante Aufgaben für dich und dein Team an. Bei kleineren Blitzturnieren trefft ihr auf andere Leistungszentren von Bundesligisten…

Marie-Louise Eta: „Das werden sehr interessante Freundschaftsspiele. Gerade weil wir dabei auf gleichaltrige Teams treffen, die wie wir versuchen Fußball zu spielen. Diese Partien machen einfach extrem Spaß, weil man sich mit den anderen Top-Teams und Leistungszentren des Landes messen kann. Im Dezember fahren wir zum Beispiel nach München, wo wir gegen den FC Bayern, den VfB Stuttgart und einen internationalen Gegner antreten. Das ist für die Jungs natürlich ein Highlight und wir freuen uns alle darauf.“

 
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