Inmitten des australischen Fußball-Herzes

Jerome Polenz blickt zurück

Eine erfolgreiche Zeit bei Western Sydney liegt hinter Jerome Polenz (Foto: Polenz).
Junioren
Mittwoch, 26.10.2016 / 17:19 Uhr

Von Marcel Kuhnt

Das Flair einer Metropole, kilometerlange Strände zum Surfen und atemberaubende Natur in der Umgebung – wohl kaum eine andere Stadt verbindet die vielen Facetten des australischen Lebensgefühls, wie Sydney. Ex-Werder-Profi Jerome Polenz durfte diesen „Aussie-Style“ hautnah miterleben als er „eine neue Herausforderung“ in der weiten Welt suchte. Für den ehemaligen Werderaner war das Engagement in der ersten australischen Liga aber nicht nur ein Sprung ins Ungewisse, sondern auch eine wahre Erfolgsgeschichte.

Polenz, der mit 15 Jahren aus Berlin an die Weser zog, durchlief von 2000 bis 2006 alle Teams des WERDER Leistungszentrums und genoss eine intensive Zeit im Wilhelm-Scharnow-Internat. „Es waren super Jahre mit den Jungs. Wir waren damals in der Jugend sehr erfolgreich“, blickt der mittlerweile 29-Jährige im Gespräch mit WERDER.DE zurück.

Über Bremen, Aachen und Berlin nach Sydney

Polenz‘ großes Potential fiel auch Thomas Wolter, damals Coach der U 23, auf. Er verhalf ihm sehr früh zu seinem Debüt im Herrenbereich. „Ich bin relativ schnell in die U 23 aufgerückt. Thomas Wolter hat damals auf mich gesetzt, ich habe viel Einsatzzeit erhalten und konnte mich beweisen. Nach einem halben Jahr war ich dann direkt bei den Profis unter Thomas Schaaf dabei.“

Auch unter dem langjährigen Bundesliga-Coach setzte Polenz, der insgesamt auf drei Bundesliga-Einsätze im Trikot der Grün-Weißen zurückblicken kann, immer wieder Akzente im Training. Beim 4:2-Heimerfolg gegen Mainz 05 am 04.02.2006 feierte er schließlich sein Profi-Debüt. Und dennoch wechselte er zu Saisonbeginn 2007/2008 zu Alemannia Aachen. „Für einen jungen Spieler war es damals schwierig, auf genügend Einsatzminuten in der Bundesliga zu kommen, um sich weiterzuentwickeln“, sagt der Rechtsverteidiger, der im Anschluss über Union Berlin seinen Weg nach Down Under fand, heute.

Ich wollte einfach etwas ganz Neues ausprobieren.
Jerome Polenz

„Ich wollte einfach etwas ganz Neues ausprobieren und das Ausland reizte mich schon immer. Gemeinsam mit meinem Berater habe ich überlegt, was der nächste Schritt sein könnte“, erzählt Polenz. Dass er am Ende in Sydney landen sollte, war dann doch ungewöhnlich – und mutig: „Ich stellte mir schon die Frage, was für ein Verein das ist. Vor allem da mein Berater auf diese Frage auch keine richtige Antwort hatte“, so Polenz.

Letztlich war es Sydney-Coach Anthony Popovic, der früher bei Crystal Palace aktiv war, der den Ausschlag gab für einen Wechsel von Polenz zu Western Sydney. „Anthony hat mich sofort gekriegt, als er von seinem Projekt erzählte. Rückblickend betrachtet war er auch einer der einflussreichsten Trainer meiner Karriere“, schwärmt Polenz noch heute von der Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Premier-League-Akteur. Und das, obwohl sein Abenteuer Austrailien anfangs in Sydney äußerst gewöhnungsbedürftig begann.

Australischer Meister und Champions-League-Sieger

„Ich wusste überhaupt nicht, was mich erwartet. Zu Beginn war es eine totale Katastrophe. Der Verein war gerade erst neugegründet worden und es fehlte die gesamte Infrastruktur. Wir haben uns in Büroräumen umgezogen, die Plätze waren nicht gut und der Kader noch nicht vollständig. Ich stieß als gerade einmal elfter Spieler zum Team. Doch nach und nach entstanden hervorragende Bedingungen“, sagt Polenz.

Da die Liga in Australien, wie zum Beispiel die NBA-Basketballliga in den USA, als Franchise-System organisiert ist, durfte Polenz mit dem neugegründeten Klub direkt in Australiens höchster Spielklasse antreten. Mit Erfolg. „Nach drei Spielen ohne Sieg zu Beginn holten wir im vierten Match unseren ersten Dreier. Danach hat sich eine gewisse Euphorie breit gemacht. Wir haben im Training akribisch gearbeitet und wurden von Tag zu Tag besser. So haben wir uns in einen richtigen Rausch gespielt.“ Noch sind die Erinnerungen an diese überaus erfolgreiche Phase frisch. Der Rausch war so stark, dass Western Sydney schon in der ersten Saison die Meisterschaft feiern konnte. Nur das sogenannte „Grand-Finale“, das im Anschluss an die reguläre Saison ausgetragen wird, ging verloren.

Allein dieser Erfolg ließe sich als sensationell bezeichnen, doch was folgte, setzte noch einen drauf. Direkt bei der ersten Teilnahme gewann Western Sydney die asiatische Ausgabe der Champions League. „Champions Leauge in Asien zu spielen ist überragend. Du reist in so viele verschiedene Länder. Wir haben in China, Japan, Korea und Saudi-Arabien gespielt. Du bist ständig unterwegs“, schwärmt Polenz und ergänzt: „Jedes Land hat seinen eigenen Spielstil. Japanische Teams spielen sehr technisch aus der Abwehr heraus, während koreanische Mannschaften zielstrebig nach vorne agieren. Zudem ist das Klima immer anders. Darauf muss sich der Körper erstmal einstellen.“

Zurück auf deutschem Boden

Mit den Erfolgen im Rücken verließ Polenz „das Herz des australischen Fußballs“, wie er sein ehemaliges Team bezeichnet, und wechselte für eine halbe Saison nach Norwegen zu Sarpsborg 08, bevor er nach Australien zurückkehrte. Gemeinsam mit Ex-Bundesliga-Profi Thomas Broich kickte er eine Spielzeit lang für Brisbane Roar, bevor er seine Karriere beendete.  „Ich habe dort mit Thomas nicht nur zusammengespielt, wir haben auch zusammen gewohnt. Wir hatten ein Haus mit Pool, in dem wir mit unseren Partnerinnen lebten. Es war wirklich schön“, erinnert sich Polenz.

Nun ist Jerome Polenz zurück in Deutschland, zurzeit sogar zurück beim SV Werder. Als Hospitant in der U 19 des SV Werder ist er auf den Plätzen rund ums Weser-Stadion unterwegs und gibt seine Erfahrungen an die junge Spielergeneration weiter. „Zwei Dinge sind aus meiner Sicht wichtig. Ein Spieler muss jeden Tag lernwillig sein und eine gewisse Geduld mitbringen. Da spreche ich auch aus eigener Erfahrung. Als ich bei Werder aktiv war, hätte ich vielleicht ein wenig geduldiger sein müssen, um auf meine Chance hier zu warten“, gibt Polenz, der noch heute eine enge Bindung zum SVW hat, zu. „Ich bin in Bremen groß geworden. Werder war meine Ersatzfamilie. Die Leute, die damals schon hier waren, sind heute immer noch da. Sie haben mich begleitet und dafür bin ich sehr dankbar.“

 
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