DFB.DE-Interview mit Viktor Skripnik

U 17-Coach Viktor Skripnik muss mit seinem Team am Samstag gegen Hannover 96 antreten.
Junioren
Donnerstag, 01.01.1970 / 01:00 Uhr

Als "Beckham der Ukraine" machte sich Viktor Skripnik einst in der Defensive des SV Werder Bremen einen Namen. Der heute 42-Jährige absolvierte 138 Einsätze für die Grün-Weißen, gewann mit den Hansestädtern 1999 den DFB-Pokal und 2004 zum Ende seiner aktiven Laufbahn sogar das Double...

Als "Beckham der Ukraine" machte sich Viktor Skripnik einst in der Defensive des SV Werder Bremen einen Namen. Der heute 42-Jährige absolvierte 138 Einsätze für die Grün-Weißen, gewann mit den Hansestädtern 1999 den DFB-Pokal und 2004 zum Ende seiner aktiven Laufbahn sogar das Double.

Seitdem ist der Familienvater (Ehefrau Liana, Kinder Vladislav und Liana) Juniorentrainer in Bremen. Aktuell ist der im ukrainischen Novomoskovsk geborene Skripnik für die U 17 des SV Werder in der B-Junioren-Bundesliga verantwortlich, die punktgleich mit dem Spitzenreiter Hannover 96 auf Rang zwei liegt. Im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Thomas Ziehn spricht Viktor Skripnik, der während seiner Karriere nur bei drei Vereinen spielte, übers Spitzenspiel gegen Hannover 96 am Samstag (ab 13 Uhr), seine Anfänge in der Ukraine und die Entwicklung von Talenten.

Herr Skripnik, Sie sind bereits seit acht Jahren Jugendtrainer beim SV Werder. Was macht an Ihrer Arbeit besonders viel Spaß?
Für mich persönlich ist es klasse, dass ich Jahr für Jahr mehr Erfahrungen sammeln kann. Ich freue mich an jedem Tag über die Begeisterung bei meinen Spielern, wenn sie auf den Trainingsplatz gehen. Sie spielen mit Herz, kommen noch nicht wegen des Geldverdienens. Dieses Gefühl sollen und sollten sie auch erst einmal nicht verlieren. Das kommt später. Wenn ich in die Augen meiner Jungs blicke, sehe ich bei allen den Traum, Profi zu werden. Ich bin stolz darauf, ein Teil dieser Entwicklung zu sein. Selbstverständlich werden es nicht alle schaffen. Wenn aber zumindest einem der Sprung in die Bundesliga gelingt, kann ich sagen, dass ich daran beteiligt war. Das ist ein prima Gefühl.

Aktuell stimmt auch der sportliche Erfolg. Wie schätzen Sie den Bremer U 17-Jahrgang ein?
Meine Mannschaft besteht aus einem soliden und sehr geschlossenen 96er-Jahrgang. Hinzu kommen einige hoch talentierte Spieler aus dem jüngeren Jahrgang. Unter dem Strich haben wir eine gute Mischung gefunden.

Wie schätzen Sie die Chancen aufs Erreichen der Meisterschaftsendrunde ein?
Wenn wir in unserer Staffel bis zum Schluss oben mitmischen und es dann schaffen, wäre das die Krönung. In erster Linie geht es für uns aber darum, die Spieler bestmöglich auf die Herausforderungen im A-Juniorenbereich vorzubereiten.

Jetzt steht erst einmal das Spitzenspiel gegen den direkten Titelkonkurrenten Hannover 96 auf dem Programm.
Wir freuen uns ganz besonders auf die Begegnungen mit den anderen Topmannschaften. Denn in diesen Partien können meine Spieler besonders viel lernen. Unter den Zuschauern werden voraussichtlich auch andere Werder-Trainer und ein Teil der Chefetage sein. Ich möchte, dass meine Mannschaft alles versucht, um dieses Duell mit Derbycharakter für sich zu entscheiden. Wenn es uns gelingt, die bestmögliche Leistung auf den Platz zu bringen, dann wäre ich aber auch bei einer Niederlage nicht böse.

Was muss ein U 17-Spieler zum jetzigen Zeitpunkt beherzigen, um später den Sprung in den Profibereich zu schaffen?
Das Verhalten bei Fehlern ist für mich sehr wichtig. Fehler gehören zum Fußball, keine Frage. Entscheidend ist aber immer die Reaktion. Mit den Fehlern darf man sich nicht lange aufhalten, sondern muss sich gleich umdrehen und den Fehler ausbügeln und wieder voll für die Mannschaft da zu sein. Das verlange ich auch von meiner Mannschaft. Hinzu kommen der nötige Ehrgeiz und die richtige Einstellung.

Welchen Stellenwert hat die U 17 im Ausbildungskonzept des Bremer Nachwuchsleistungszentrums?
Unsere Aufgabe ist es, die Spieler gezielt auf den Profibereich vorzubereiten. Das reicht von der Auswahl der Stollen über das Videostudium bis hin zur mentalen Fähigkeit, sich auf unterschiedliche Gegebenheiten während einer Begegnung einzustellen. Das kann ein Wechsel beim Gegner in der Halbzeitpause oder eine veränderte Taktik sein. Wenn wir ins Trainingslager fahren, trainieren wir dreimal am Tag. Auch das kennen viele Spieler, die zu mir kommen, noch nicht. Als Trainer ist es manchmal eine nicht ganz einfache Herausforderung, sich auf pubertierende Spieler einzustellen. Auf der anderen Seite lässt das meinen Job nie langweilig werden.

Sie wurden in der Ukraine zu einer anderen Zeit ausgebildet. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
In der Ukraine übernehmen die Trainer ihre Mannschaften schon recht früh in der fünften oder sechsten Klasse eines Sportinternats und gehen über fünf Jahre mit ihnen mit. In Deutschland ist das bekanntlich anders. Meiner Meinung nach ist das deutsche System im Vorteil. Denn in der Ukraine kann es passieren, dass ein Spieler irgendwann nicht mehr mitkommt und durch das Raster fällt. Der Trainer hat den betreffenden Spieler und seine Eltern aber über Jahre kennen- und schätzen gelernt. Die Entscheidung, ihn auszusortieren, fällt manchmal so schwer, dass man den Spieler in der Mannschaft lässt, obwohl man genau weiß, dass es bessere Kandidaten gibt. In Deutschland steht der Leistungsgedanke viel mehr im Vordergrund. In der Regel setzen sich die Stärksten durch. Erst langsam beginnt die Ukraine, von ihrem System abzuweichen und sich in Richtung Westen zu orientieren.

Wie sind Sie eigentlich zum Fußball gekommen?
Mein Vater war ein großer Fußballfan, und meine Freunde und ich haben fast den ganzen Tag auf der Straße gekickt. Irgendwann kam ein Trainer vorbei und hat uns zum Training eingeladen. Zugegeben: Es gab bessere Spieler als mich. Aber ich war immer ehrlich zum Fußball, stets mit vollem Herzen dabei. Ich bin nie in die Disco gegangen, wenn am anderen Tag eine Partie anstand. Außerdem hatte ich Glück, zum richtigen Zeitpunkt von den richtigen Leuten gesehen worden zu sein. Das Angebot aus Bremen war ein Glücksfall, der Wechsel aber auch eine schwere Entscheidung. Schließlich ging es in ein anderes Land mit einer anderen Sprache. Rückblickend habe ich aber genau richtig entschieden.

Wie ist Ihre Beziehung zum SV Werder?
Ich bin extrem stolz darauf, dass mir Werder nach meiner aktiven Karriere das Angebot gemacht hat, als Trainer in Bremen zu arbeiten. Das war wie der Gewinn des Jackpots. Für mich war es prima, dass ich in dem Klub bleiben konnte, bei dem ich alle Wege und die meisten Ansprechpartner bereits gut kannte. Trotzdem war die Umstellung auf den Trainerjob nicht einfach. Plötzlich war ich auf der anderen Seite, musste viele Dinge erst lernen.

Ist es ein Vorteil, dass die meisten Werder-Trainer über mehrere Jahre im Verein bleiben?
Definitiv! Cheftrainer Thomas Schaaf kommt beispielsweise aus dem Nachwuchsleistungszentrum und weiß, wie wichtig eine gute Verzahnung zwischen den Mannschaften ist. Er kennt alle meine Spieler. Es macht mir großen Spaß, mit der Werder-Philosophie zu arbeiten. U 23-Trainer Thomas Wolter, U 19-Trainer Mirko Votava und Direktor Uwe Harttgen sind alle ehemalige Werder-Profis und seit vielen Jahren im Verein. Wir arbeiten sehr eng zusammen.

Zu Ihrer aktiven Zeit galten Sie als "Beckham der Ukraine". Hat Ihnen diese Formulierung gefallen?
Es hat mich anfangs überrascht. Meine Frisur passt doch so gar nicht zu David Beckham. (lacht) Trotzdem sprechen mich die Leute immer noch so an und rufen so nach mir, wenn ich im Stadion bin. Das zeigt, dass die Fans mich nicht vergessen haben und dass ich in Bremen richtig bin.

Wollen Sie irgendwann als Trainer einmal in den Seniorenbereich?
Ich bin momentan sehr zufrieden. Es gab schon einige Male Angebote aus der Ukraine. Jedes Mal habe ich mich aber für den Verbleib entschieden. Ich habe keinen Berater, schreibe keine Bewerbungen. Wenn dennoch jemand auf mich zukommt, freue ich mich und werde erneut abwägen.

Quelle: DFB.de

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