In der Halbzeitpause waren sich die Grün-Weißen einig, dass das Spiel mit einer engagierten Leistung noch umzubiegen sei. „Leider hat man davon nicht viel auf dem Platz gesehen, obwohl der Glaube in der Kabine noch vorhanden war“, zeigte sich Birte Brüggemann enttäuscht von der Moral ihrer Mannschaft. Lisa Scholz wechselte nach der Pause auf die Spielmacherposition, für sie verstärkte die eingewechselte Christin Chairsell die Innenverteidigung. Trotz der taktischen Veränderung führte die zweite Halbzeit zu keiner Verbesserung. Gersten nutzte die mangelnde Kampfbereitschaft und entschied das Spiel kurz nach Wiederanpfiff mit einem Doppelschlag. Obwohl vier Werderanerinnen sich in der Nähe von Gersten-Stürmerin Vanessa Rohling aufhielten, setzte diese sich auf halblinker Position durch und vollendete zum 3:0 (53.). Nur eine Minute später die endgültige Entscheidung: Tanja Baumann nutzte die Euphorie und hielt aus 30 Metern einfach mal drauf – der haltbare Ball schlug über Werder-Torhüterin Maria Doll mittig ins Netz ein, die Moral der Grün-Weißen war damit endgültig gebrochen (54.). Trauriger Höhepunkt war die gelb-rote Karte der sonst kampfstarken Lea Notthoff. Nach zwei Foulspielen in der 65. und 71. Minute musste die Mittelfeldspielerin vom Platz und fehlt damit ausgerechnet am nächsten Spieltag gegen ihren ehemaligen Verein Turbine Potsdam. Die letzte Chance des Spiels besaß Lisa Scholz, nachdem Nahrin Uyar sich gegen zwei Verteidiger durchsetzen konnte. Scholz konnte die Chance jedoch nicht nutzen, es blieb beim deutlichen 4:0 Endstand.
Gerstens Trainerin Maria Reisinger sah ähnliche Gründe für den Heimsieg wie ihre Bremer Kollegin: „Wir haben viele Dinge gut machen können, die Bremer haben uns manchmal nicht entscheidend stören können.“ Werder-Trainerin Birte Brüggemann nimmt die Auswärtsniederlage zum Anlass, den Konkurrenzkampf im Team neu zu entfachen. „In dieser spannenden 2. Bundesliga wird es für uns eng, wenn nicht alle elf Spielerinnen in Normalform auflaufen. Vielleicht werde ich zukünftig öfters Spieler aus unserer zweiten Mannschaft auf den Platz stellen, heute sind sie mit ihrem Einsatz und ihrer Körpersprache positiv aufgefallen.“ Bis zum nächsten Spiel bei Turbine Potsdam muss der Coach vor allem psychologische Aufbauarbeit leisten. „Wir haben mitgespielt, haben den Gegner aber in entscheidenden Phasen einfach nicht gestört. Wir müssen alle Spielerinnen mental wieder an ihre Leistungsgrenze bringen, denn physisch sind sie auf einem guten Niveau. Wir wissen wo wir stehen, jetzt wird es Zeit den Worten auch die passenden Resultate folgen zu lassen.“
Florian Schwarz
SV Victoria Gersten: Oude-Wesselink (80. Pösse) - Roters, Heitmann, S. Schneider (72. Klumpe), Börger, Tepe, Baumann, Meiners, Kieras, Fennen (57. Reisinger), Rohling
Werder Bremen: Doll - Mauckisch, Holsten, Scholz, Votava - Kersting, Notthoff, Nabwire Omondi (31. Menke), Demirtas (46. Chairsell), Haar (82. Beling) - Uyar
Tore: 1:0 Fennen (27.), 2:0 Fennen (32.), 3:0 Rohling (53.), 4:0 Baumann (54.)
Gelbe Karten: Fennen, Baumann (beide Gersten), Notthoff
Gelb-rote Karte: Notthoff (71.)
Schiedsrichterin: Sinem Turac (Berlin)
Stadion „Bregenbecker Straße“: 336 Zuschauer