"Der sportliche Erfolg in dieser Tiefe ist sensationell"

Dr. Hess-Grunewald bilanziert die Frauenfußball-Saison

Dr. Hubertus Hess-Grunewald überreichte den Werder-Frauen die Meisterschale (Foto: hansepixx).
Frauen
Mittwoch, 31.05.2017 / 10:56 Uhr

Das Interview führte Marcel Kuhnt

Knapp eineinhalb Wochen ist es her, als Dr. Hubertus Hess-Grunewald die Meisterschale der 2. Frauen-Bundesliga Nord an Werders Kapitänin Marie-Louise Eta überreichen durfte. Es war der grandiose Abschluss einer erfolgreichen Saison der Werder-Frauen, die ab der kommenden Spielzeit wieder in der Allianz Frauen-Bundesliga antreten werden. „Dass wir den direkten Wiederaufstieg hinbekommen haben, ist ein wichtiges Zeichen“, sagt Dr. Hubertus Hess-Grunewald.

Im Interview mit WERDER.DE spricht Werders Geschäftsführer und Präsident über die Saison 2016/2017, die Entwicklungen in der Frauen- und Mädchenfußballabteilung und seine Zuversicht längerfristig im deutschen Oberhaus des Frauenfußballs verweilen zu können: 

WERDER.DE: Die 1.Frauenmannschaft des SV Werder Bremen ist in dieser Saison nicht nur aufgestiegen, sondern konnte auch am letzten Spieltag die Meisterschaft feiern. Eine durchweg erfolgreiche Saison, oder?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: „Wir können mit Sicherheit von einer tollen Saison sprechen. Und das trotz des Drucks, den wir uns mit dem Ziel „direkter Wiederaufstieg“ selbst gemacht haben. Wer so eine Zielsetzung rausgibt, muss letztlich auch mit Leistung überzeugen. Das hat die Mannschaft über die gesamte Saison kontinuierlich gemacht und hat sich absolut verdient den Aufstieg und den Meistertitel gesichert.“

WERDER.DE: Wie wichtig war es die direkte Rückkehr in die Allianz Frauen-Bundesliga zu schaffen?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: „Für uns als Verein war es sehr wichtig. Mit Ende dieser Saison haben wir einen zehnjährigen Entwicklungsprozess mit der Frauen- und Mädchenfußballabteilung hinter uns, der immer unter der Philosophie stand, mit Talenten aus der Region und vereinzelten externen Zugängen zu arbeiten. Wenn man im ersten Jahr in der Allianz Frauen-Bundesliga merkt, dass es sportlich noch nicht reicht, ist es entscheidend sich hohe Ziele zu setzen. Es macht halt einen Unterschied, ob wir uns als Verein in der Frauen-Regionalliga oder Frauen-Bundesliga sehen. Dass wir den direkten Wiederaufstieg hinbekommen haben,  ist daher ein wichtiges Zeichen innerhalb des Vereins, aber vor allem auch ein starkes Signal nach außen, dass der SV Werder Bremen auch im Bereich des Frauenfußballs zu den besten Vereinen in Deutschland gehört.“

WERDER.DE: Nach dem ersten Aufstieg bezeichneten wir die Allianz Frauen-Bundesliga als „Abenteuer“. Was muss dieses Mal anders werden, damit es mehr wird als das?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: „Es stimmt, dass es vor zwei Jahren das besagte Abenteuer war. Wir standen noch am Anfang und haben uns an die Frauen-Bundesliga herangetastet, auch was Infrastruktur und Personal betrifft. Die Erkenntnisse dieser Zeit müssen wir nutzen, um die richtigen Schlüsse zu ziehen und uns zu professionalisieren. Ich erinnere mich, dass es zum Beispiel in der Tischtennis-Abteilung eine ähnliche Phase gab. Wir haben lange in der 2. Liga gespielt, sind auf- und direkt wieder abgestiegen. Nach dem direkten Wiederaufstieg ist es uns gelungen dauerhaft in der 1. Liga zu verweilen. Diese Hoffnung habe ich auch für den Frauenfußball beim SV Werder. Zudem zeigt es, dass man manchmal einen Schritt zurückmachen muss, um für die Zukunft besser gewappnet zu sein.“

Wir brauchen einen Trainer oder eine Trainerin, die das Werder-Gefühl leben will.
Dr. Hubertus Hess-Grunewald, Geschäftsführer und Werder-Präsident

WERDER.DE: Woher kommt diese Zuversicht?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: „Wir haben auf den entscheidenden Positionen Kontinuität und konnten die tragenden Säulen der Abteilung behalten. Neben Abteilungsleiterin Birte Brüggemann haben wir mit Alexander Kluge einen ambitionierten Fußballtrainer, der sie inhaltlich sowie administrativ unterstützt. Zudem versuchen wir den Trainerposten der 1. Frauen-Mannschaft schnellstmöglich neu zu besetzen, um den hauptamtlichen Bereich zu stärken, damit wir uns auch im nebenamtlichen Bereich weiter verbessern können.“

WERDER.DE: Steffen Rau war zuletzt Trainer der 1. Frauen-Mannschaft. Was waren die ausschlaggebenden Gründe dafür seinen Vertrag nicht zu verlängern?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: „Steffen Rau hat reinsportlich einen tollen Job gemacht, was an den Erfolgen des Aufstiegs, der Meisterschaft und dem Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale abzulesen ist. Bezüglich der Arbeit innerhalb der Abteilung gab es verschiedene Auffassungen, die nicht in Einklang gebracht werden konnten. Wir hatten die Sorge, dass bei einer Fortsetzung der Zusammenarbeit in der kommenden Saison das Gerüst nicht stabil gehalten werden kann. In dieser Situation ist es auch meine Führungsverantwortung als Geschäftsführer die Lage zu analysieren und mich im Interesse des Gesamtgefüges der Abteilung für den bestmöglichen Weg zu entscheiden.“

WERDER.DE: Was sieht das Profil bei der Trainersuche aus?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: „Wir brauchen einen Trainer oder eine Trainerin, die das Werder-Gefühl leben will und weiß, dass der Frauenfußball im Gesamtgefüge von Werder Bremen eine hohe Wertschätzung besitzt. Dennoch muss dem Trainer bewusst sein, dass unsere finanziellen Möglichkeiten begrenzt sind. Daher suchen wir nach einer Person, die die Mischung aus Identifikation, Enthusiasmus und den Weg der wirtschaftlichen Vernunft mitgehen will und zudem die Arbeit mit jungen Talenten lebt. Ich bin zuversichtlich, dass wir auf dieser Position zeitnah Vollzug melden können.“

WERDER.DE: Welche Folgen hat der Aufstieg der 1.Frauen-Mannschaft außerhalb des sportlichen Bereichs?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: „Wir haben die Situation, dass die 1. Frauen-Mannschaft im Stadion „Platz 11“ antreten muss. Dies führt zu einigen infrastrukturellen Herausforderungen, die wir bewältigen müssen. In unserer ersten Saison konnten wir beispielsweise über eine Ausnahmegenehmigung den Kabinentrakt auf „Platz 12“ nutzen. Diese Genehmigung werden wir voraussichtlich nicht wieder erhalten, weshalb die Heimspiele der Mannschaft einen größeren logistischen Aufwand mit sich bringen werden. Die Kabine der U 23 wird genutzt werden müssen, um die Umkleidemöglichkeit zu gewährleisten, was Mehrarbeit bedeutet. An dieser Stelle ist entscheidend, dass die Frauenfußballabteilung, die U 23 sowie das gesamte WERDER Leistungszentrum sich noch besser abstimmen, wie sie es sowieso schon tun, um den Spieltag organisiert zu bekommen.“

WERDER.DE: Außerdem wird es neue Medienrichtlinien geben, die eine weitere Herausforderung darstellen. Wie reagieren wir darauf?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: „Wir wissen, dass Stadion „Platz 11“ für die Erfüllung der Medienrichtlinien der 3. Liga und Allianz Frauen-Bundesliga einige Mängel aufweist. Wir haben erhebliche Beträge budgetiert, um die nötigen Maßnahmen einzuleiten, damit wir den Lizenzierungsanforderungen gerecht werden. Daher wird infrastrukturell einiges auf „Platz 11“ passieren.“

WERDER.DE: Neben der 1. Frauen-Mannschaft haben auch die übrigen Teams der Frauen- und Mädchenfußballabteilung eine tolle Saison gespielt. Wie bewertest du das?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: „Der sportliche Erfolg in dieser Tiefe ist sensationell. Es bestärkt uns darin unseren Weg weiterzugehen und zeigt, dass wir eine hervorragende Arbeit bei den U 15- und U 17-Juniorinnen leisten. Dieser Unterbau der 1. Frauen-Mannschaft bringt immer wieder Talente hervor wie beispielsweise Nina Lührßen, die es in dieser Spielzeit vorgemacht hat und für Furore sorgte. Daher zolle ich Alexander Kluge und Marie-Louise Eta, die als Mannschaftsführerin der 1. Frauen und als Trainerin der U 15-Juniorinnen die enge Verbindung zwischen Nachwuchsarbeit und Leistungsfußball personifiziert, großen Respekt. Auch vor der 2. Frauen-Mannschaft muss ich den Hut ziehen, da sie mit einer mannschaftlichen Geschlossenheit und viel Herzblut den Titel gewonnen hat und trotz der frühzeitigen Entscheidung nicht aufzusteigen, es sportlich genommen hat. Das ist nicht selbstverständlich. Dennoch mussten wir letztlich so entscheiden, da wir aufgrund unserer personellen Ressourcen nicht in der Lage sind gleich drei Frauen-Teams auf Bundesliga-Niveau zu führen. Daher war es eine Entscheidung der infrastrukturellen und personellen Vernunft, die wir treffen mussten.“

WERDER.DE: In diesem Jahr feiern wir auch das zehnjährige Jubiläum der Frauen- und Mädchenfußballteilung. Kommt der Aufstieg in die Allianz Frauen-Bundesliga also gerade passend?

Dr. Hubertus Hess-Grunewald: „Wir hoffen, dass die sportliche Hochphase noch lange anhält. Der Aufstieg vor zwei Jahren war natürlich ein besonderes Highlight. Jetzt erneut in die 1. Liga aufzusteigen und sich einen Platz auf der Landkarte des deutschen Frauenfußballs ergattert zu haben, ist dennoch großartig. Es zeigt, dass der Weg, den wir uns vor zehn Jahren verschrieben haben, kontinuierlich vorangeht.“

 
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