Freyhat: Vorfreude auf die Bundesliga

Chadia Freyhat im Doppelinterview mit DFB.de.
Frauen
Montag, 25.05.2015 / 12:00 Uhr

DFB.de: Frau Freyhat, Herr Breuer, herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die Allianz Frauen-Bundesliga. Welches Gefühl überwiegt: Vorfreude oder Respekt?
Chadia Freyhat: Bei uns ist es ganz klar die Vorfreude. Gleichzeitig auch die Erleichterung, dass wir unser Ziel einen Spieltag vor Schluss erreicht haben. Wir sind wahnsinnig gespannt, was uns in der kommenden Saison erwartet. Gleichzeitig wissen wir natürlich ganz genau, dass wir uns in allen Bereichen verbessern müssen.

Zwei weitere große Namen für die Allianz Frauen-Bundesliga. Seit dem vergangenen Wochenende stehen die beiden Aufsteiger fest: Aus der Süd-Staffel hat der 1. FC Köln den Sprung geschafft, aus dem Norden der SV Werder Bremen. Im DFB.de-Doppelinterview sprechen die beiden Trainer Chadia Freyhat (Werder Bremen) und Willi Breuer (1. FC Köln) über die anstehende Herausforderung. Sie erklären auch, warum die Vorfreude größer ist als der Respekt.

Willi Breuer: Ich sehe es genauso. Die Allianz Frauen-Bundesliga ist eine ganz andere Hausnummer als die 2. Bundesliga. Ich möchte nicht überheblich klingen, aber in den vergangenen Wochen sind wir kaum mal richtig gefordert worden. Im nächsten Jahr sind wir dann fast immer in der Außenseiterrolle. Zuletzt hat vielleicht auch mal das ein oder andere Prozent an Leistung gefehlt und wir haben das Spiel trotzdem gewonnen. Wenn wir mit dieser Einstellung in der Allianz Frauen-Bundesliga antreten, werden wir ganz, ganz böse auf die Nase fallen. Der Respekt ist da, ganz klar. Aber wir haben keine Angst.

DFB.de: Herr Breuer, Ihre Mannschaft ist vor dem letzten Spieltag noch immer ungeschlagen. Die Hinrunde hatte sie mit elf Siegen in elf Begegnungen abgeschlossen. Wie ist das zu erklären?
Breuer: Zwei Dinge kommen da zusammen. Einerseits verfügen wir natürlich schon über die entsprechende Qualität im Kader. Andererseits - wie bereits angedeutet - war die Konkurrenz doch überschaubar. Es machte relativ früh den Anschein, dass wir in diesem Jahr den Aufstieg schaffen würden.

DFB.de: Nach einigen vergeblichen Anläufen...
Breuer: Richtig. Für mich als Trainer war es der dritte Versuch. Vorher sind wir zweimal denkbar knapp gescheitert. Deshalb ist die Erleichterung einfach riesig, dass es jetzt wirklich geklappt hat. Auch für die Spielerinnen war das wichtig. Wenn es wieder nicht funktioniert hätte, hätte die eine oder andere vielleicht den Glauben daran verloren. Wir sind jetzt dort angekommen, wo ein Verein wie der 1. FC Köln unserer Meinung nach auch hingehört.

DFB.de: Frau Freyhat, Sie steigen voraussichtlich als Tabellenzweiter auf, weil Spitzenreiter FC Lübars keine Lizenz beantragt hat. Ist das eine Hypothek?
Freyhat: Nein, überhaupt nicht. Wir haben gegen Lübars in den beiden Partien vier Punkte geholt. Wir haben also gezeigt, dass wir mindestens gleichwertig sind. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass die Nord-Staffel in der Spitzengruppe ausgeglichener ist. In Testspielen hat sich gezeigt, dass wir uns vor Mannschaften wie dem 1. FC Köln nicht verstecken müssen. Wir gehen die anstehenden Herausforderungen also mit großem Optimismus an.

DFB.de: Woher stammt diese Zuversicht?
Freyhat: Wir wollen in den nächsten Wochen unseren Kader weiter verstärken. Das ist ein entscheidender Schritt, wenn wir in der Allianz Frauen-Bundesliga bestehen wollen. Wir werden unsere Hausaufgaben machen. Dann geht es darum, dass wir uns sehr zügig dem höheren Niveau anpassen. In der Allianz Frauen-Bundesliga ist alles anders. Da wird schneller gespielt, taktisch und technisch besser, gleichzeitig körperlicher. Das müssen unsere Spielerinnen erkennen und annehmen. Nur dann werden wir bestehen können.

Breuer: Ich sehe es ähnlich wie meine Kollegin. Der Anpassungsprozess darf nicht zu lange dauern. Es muss im Kopf klick machen. Die Spielerinnen müssen den Hebel umlegen. Dass wir das Potenzial haben, davon bin ich überzeugt. Wir haben im DFB-Pokal in den vergangenen Jahren den einen oder anderen Großen schon ärgern können. Auch in Testspielen mit Leverkusen, Essen oder Duisburg waren wir oft auf Augenhöhe. Es geht jetzt darum, in jedem Spiel an die Leistungsgrenze zu gehen. Das wird eine Herausforderung.

DFB.de: Die Statistik zeigt, dass die Aufsteiger oft direkt nach einem Jahr wieder runtergehen müssen.
Freyhat: Natürlich kenne ich diese Zahlen. Und natürlich haben wir auch verfolgt, dass sich Herford in diesem Jahr in der Allianz Frauen-Bundesliga sehr schwer getan hat. Wir stehen vor einer sehr großen Herausforderung und hoffen dennoch, eine ordentliche Rolle spielen zu können.

Breuer: Das ist bei uns ähnlich. Alle Verantwortlichen hier stehen hinter dem Frauenfußball. Wenn wir etwas machen, dann auch richtig. Der Anspruch eines Vereins wie des 1. FC Köln muss es einfach sein, sich dauerhaft in der Allianz Frauen-Bundesliga zu etablieren. Dass das nicht einfach wird, wissen wir. Aber irgendwann muss man ja mal anfangen. Wir werden nun die ersten Schritte machen.

DFB.de: Sie haben sich ja bereits ganz beachtlich verstärkt.
Breuer: Wir sind zufrieden bisher, das stimmt. Wir sind froh, dass sich Virginia Kirchberger vom MSV Duisburg einen Wechsel zu uns vorstellen kann. Das ist eine sehr gute Abwehrspielerin. Nicht ohne Grund war sie dort Kapitänin und ist Schweizer Nationalspielerin.

Freyhat: Unsere Planungen können erst jetzt richtig konkret werden, weil wir ja vorher noch keine Gewissheit hatten. Uns ist es wichtig, dass immer auch die eine oder andere Spielerin aus unserem eigenen Nachwuchs aufrückt. Wir sehen die Jugendarbeit als wichtiges Fundament an. Aber ganz klar ist auch, dass wir zusätzlich weitere erfahrene Spielerinnen brauchen - ohne wird es nicht funktionieren.

DFB.de: Haben Sie auch den Eindruck, dass die Allianz Frauen-Bundesliga immer stärker wird?
Breuer: Ich bin davon überzeugt, dass Vereine wie der 1. FC Köln oder Werder Bremen der Allianz Frauen-Bundesliga gut tun werden. Grundsätzlich muss man schon sagen, dass die Spitzengruppe europaweit führend ist. Da sind wir noch sehr, sehr weit entfernt. Aber ab Platz fünf ist für die restlichen Vereine alles möglich. Dort wollen wir unseren Platz zunächst finden. Insgesamt kann man schon von einer Zweiklassengesellschaft sprechen. Das Spitzenquartett mit Wolfsburg, München, Frankfurt und Potsdam wird den Titel untereinander ausmachen. Es ist ja bezeichnend, dass Essen als Tabellenfünfter 20 Punkte Rückstand auf den Vierten Turbine Potsdam hat.

Freyhat: Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass die Allianz Frauen-Bundesliga weiter an Aufmerksamkeit gewinnt. Ich hoffe sehr, dass wir das auch schaffen werden. Aber im Fußball ist ja immer vieles möglich. Deshalb ist dieser Sport ja so toll. Besonders dann, wenn der Teamgeist stimmt. Und das war bei uns ganz sicher so. Wir leben vom Zusammenhalt. Das muss auch im nächsten Jahr die Basis sein, auf der wir alles weitere aufbauen können.

Quelle: DFB.de

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