Brüggemann: "Nach 22 Spieltagen wird abgerechnet!"

Frauen
Freitag, 01.11.2013 / 16:17 Uhr

Das erste Drittel der Saison ist gespielt. Werders Mädchen- und Frauenmannschaften haben einige Ausrufezeichen gesetzt aber auch schon den einen oder anderen Rückschlag eingesteckt. Birte Brüggemann, Leiterin des Frauenfußballs bei Werder, blickt auf die vergangenen Monate zurück.

Die erste Mannschaft sucht in der 2. Bundesliga weiterhin nach ihrer Form. Warum tut sich das Team derzeit so schwer?
Wenn eine Mannschaft wenig Erfolg hat und hinter den Erwartungen herläuft, dann suchen automatisch alle im und um das Team nach Gründen. Darin besteht natürlich die Gefahr, viele Dinge vielleicht auch unnötig in Frage zu stellen. Fakt ist, dass auf dem Platz wöchentlich eine namhafte und fußballfitte Mannschaft steht, die es nicht schafft, aus besten Situationen Tore zu erzielen und das eigene Tor energisch zu verteidigen.

Nun gilt es schnell in die Spur zu finden. Wie kann das gelingen?
Wir analysieren die Situation weiterhin und nehmen uns alle in die Pflicht. Unser Start gegen Potsdam war richtig stark und dann nutzt du die Chancen nicht, bekommst zwei Elfmeter nicht und verlierst. In Wolfsburg egalisieren wir drei Führungen, machen den Sack nicht zu und dann beginnt plötzlich der Kopf zu arbeiten. Im Fußball startet man dann oft einen Aktionismus und Maßnahmen werden gelobt, wenn dann gewonnen wird. Vor dem Sieg gegen Hohen Neuendorf hat die Mannschaft gebowlt, viel- leicht sollten wir das nochmal machen und im Erfolgsfall ein Abo buchen (lacht).

War die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit nach der wirklich guten Vorbereitung zu groß?
Grundsätzlich ist der Ligaalltag natürlich anders als das Testen in Vorbereitungsphasen. Wir haben aber sicherlich unser gutes Niveau bestätigt. Im Vorfeld waren wir einer der Aufstiegsaspiranten, sind dann trotz der Niederlagen Aufstiegsfavorit geworden und nun habe ich sogar vom Meisterschaftsfavoriten gelesen. Das Wort „Aufstieg" ist in unseren Reihen in unterschiedlichen Zusammenhängen erwähnt worden und wuchs sofort zum Top-Ziel. Damit muss man im Sport leben.

Wie haben Sie die Ausgangssituation gesehen?
Mit Zweitvertretungen und Vereinen, die nicht aufsteigen wollen, ist der Kreis der Aufstiegs- berechtigten in unserer Liga nicht so groß. Gütersloh ist aus der Bundesliga abgestiegen, Herford und Meppen haben ihren Kader erweitert und waren im letzten Jahr bis kurz vor Serienende im Kampf um den Aufstiegsplatz dabei. Wir haben uns punktuell verändert und entwickelt, aber waren nicht so vermessen, uns in dieser Ausgangssituation als Favorit zu bezeichnen, sind aber so selbstbewusst, uns im Verteiler für den Aufstieg zu sehen.

Zur Tabellenspitze sind es zwar ein paar Punkte, doch was trauen sie der Mannschaft in dieser Saison noch zu?
Aktuell müssen wir uns schnellstmöglich von den Abstiegsrängen entfernen und nach 22 Spieltagen wird abgerechnet.

Was würde ein Aufstieg in die 1. Bundesliga für Werder überhaupt bedeuten?
Der Sprung ist riesengroß und zieht viele Anforderungen nach sich. Infrastrukturelle und finanzielle Konsequenzen sind dabei so wichtig wie personelle Aspekte. Wir werden uns darauf vorbereiten und für vorhandene Probleme Lösungen finden.

Im DFB-Pokal ist die Mannschaft auch noch vertreten. Der Einzug in das Viertelfinale wäre der bislang größte sportliche Erfolg. Welche Bedeutung messen Sie dem Pokalwettbewerb bei?
Wir freuen uns über die Möglichkeit, eine weitere Runde im Pokal zu spielen, um dann gegen einen Bundesligisten zu spielen. Wenn ich aber tauschen könnte, wäre ich lieber in der ersten Runde ausgeschieden und hätte mehr Punkte in der Liga.

Eine wichtige Rolle in der Philosophie des Frauenfußballs bei Werder nimmt auch die Regionalliga- Mannschaft als Unterbau ein. Wie fällt ihr erstes Fazit nach dem Umstrukturierungen im Sommer aus?
Die Mannschaft hat eine Sonderrolle, denn sie besteht aus sehr unterschiedlichen Spielerinnen. Einige Spielerinnen sind im A-Juniorinnen- alter und einige älter und erfahren. Ein Kreis gehört zum erweiterten Kader der Bundesligamannschaft und trainiert dort wöchentlich mit. Zudem bekommen Spielerinnen der Ersten dort Spielpraxis. Gerade für ein neues Trainerteam ist es eine Herausforderung, dem Gesamtkonstrukt gerecht zu werden. Wir sind da bereits auf einem guten Weg. Es ist noch zu früh, um ein erstes Fazit zu ziehen.

Eine beeindruckende Saison spielen die U 17-Talente in der Juniorinnen-Bundesliga. Ebenfalls beachtlich schlagen sich die U15-Juniorinnen in der Jungenstaffel. Konnte man mit so einer guten Spielzeit rechnen?
Unsere Juniorinnen machen uns viel Freude. Es ist schon bemerkenswert, wie sich die Mädchen weiter entwickeln und mit welcher Freude und Leidenschaft sie Fußball spielen. Die U17 hat starke Einzelspielerinnen und funktioniert als Team prächtig, ein Endresultat unter den ersten Dreien wäre super. Die U15 wird immer spielstärker und kann bei den Norddeutschen Meisterschaften sicher konkurrieren.

Mittlerweile stellt Werder nach Manjou Wilde mehrere Juniorinnen-Nationalspielerinnen. Auch ein Ausdruck der erfolgreichen Arbeit in den vergangenen Jahren?
2007 gründete Werder weibliche Fußballteams und es wirkte wie ein Erwachen aus dem Dornröschenschlaf. Werder spielt überregional, die Verbandsteams bei DFB-Turnieren sind stark und auch bei dem Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia" lassen die Leistungen aufhorchen. Immer mehr Mädels rücken in das Blickfeld der Nationaltrainerinnen. Insgesamt können Verein, Verband und Schule auf das bis- her Erreichte sehr stolz sein.

Erstmals nach langer Zeit stehen Sie nicht mehr selbst als Trainerin auf dem Trainingsplatz, vermissen Sie die tägliche Arbeit mit einer Mannschaft?
Aktuell überhaupt nicht. Das hat nichts mit den Spielerinnen zu tun, sondern eher mit meiner persönlichen Situation. Die Mehrfachbelastung hat in der Vergangenheit einige Kraft gekostet und ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste (lacht). Ich fiebere natürlich mit meinen Teams mit und tausche mich mit den Trainern aus, aber es ist schon deutlich mehr Druck, wenn du selbst der Coach bist. Etwas Trainingsfeeling habe ich ja auch noch, denn freitags stehe ich mit unserer Trainingsgruppe von der „Eliteschule des Fußballs" aus Obervieland auf dem Platz. Insgesamt macht mir meine neue Aufgabe viel Spaß und ist weiterhin vielschichtig und abwechslungsreich.

Die Abteilung hat in den letzten sechs Jahren eine enorme Entwicklung genommen. Welche Ziele setzen Sie sich für die Zukunft. Wohin führt der Weg von Werders Frauenfußball?
Sportlich wollen wir grundsätzlich unserer Philosophie treu bleiben und die erste Mannschaft behutsam in die 1. Bundesliga führen. Dazu wollen wir weiterhin verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzen. Wir haben viele gute Spielerinnen aus Bremen und umzu in unseren Reihen, doch diesen Kreis möchten wir erweitern. In den nächsten Jahren soll es auch möglich sein, minderjährige Talente zu scouten und in Bremen zu beherbergen. Dafür muss aber auch die Abteilung weiter wachsen, sowohl im personellen als auch organisatorischen und finanziellen Bereich. Unser Ziel muss es sein, den Mädchen- und Frauenfußball in Bremen noch attraktiver für Spielerinnen, Zuschauer und Sponsoren zu gestalten.

Interview: Norman Ibenthal

 

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