Zu diesem Zeitpunkt war Werder sichtbar überlegen und dennoch erklärte Hofmann: „Bei so einer Qualität, die Gütersloh zweifelsfrei besitzt, muss man immer auf der Hut sein." In der zweiten Halbzeit lief das Spiel äußerst spannend weiter. Beide Teams schenkten sich nichts, so dass die Unparteiische Rafalski aus Bad Zwesten ins Spiel eingriff. Sie hatte ein Foul von Werders Schlussfrau Maria Doll gesehen (60.), was selbst bei den Gütersloh-Frauen bestaunt wurde. Der fällige Strafstoß wurde an die Oberlatte gesetzt, so dass die vorausgegangene Schiedsrichterentscheidung keinen Einfluss auf das Spielgeschehen hatte. In der 70. Minute hatte Werder eine aussichtsreiche Kontermöglichkeit durch Goddard, die jedoch regelwidrig zu Fall gebracht wurde. Entgegen aller Erwartungen zückte Rafalski nur die gelbe anstatt die rote Karte, der darauffolgende Freistoß brachte für Werder nichts ein. Nach 90. Minute stand es 1:1. In der Nachspielzeit schwanden die Kräfte der Spielerinnen merklich.
Kurz, nachdem die zweite Halbzeit der Verlängerung angepfiffen wurde, folge der Schock für die Grün-Weißen (107.): Annabel Jäger erzielte nach einer Flanke, die Werder nur knapp nicht verhindern konnte, das 2:1 für den FSV Gütersloh. Zuvor prallte der Ball noch an den Pfosten, ehe Jäger das Spielgerät im Gehäuse unterbringen konnte. Beim Namen Jäger werden bei so manchem Werderfan Erinnerungen wach. Eben genau diese Annabel Jäger war es, die vor exakt drei Wochen ihre Visitenkarte in Bremen hinterließ und ihren FSV Gütersloh mit einem Dreierpack zum 4:2 Auswärtserfolg an der Weser schoss. Bei diesem 2:1-Spielstand blieb es letztendlich. Dem Schlusspfiff folgte der Jubel der Heimmannschaft sowie die Enttäuschung im Werder-Lager, der sich der Bremer Trainer Dirk Hofmann anschloss: „Das hat meine Mannschaft nicht verdient. Das ist sehr, sehr unglücklich gelaufen", so Hofmann fassungslos.
Bevor es in der kommenden Woche in der Meisterschaft gegen Oldesloe weiter geht, muss jedoch erst das Pokaltrauma gegen Gütersloh verarbeitet werden. Nach dem 1:5 (2009/2010) und dem 2:3 (2010/2011) scheitert Werder auch im dritten Jahr an den Ostwestfälinnen. Die typische Bremer Redensart heißt deshalb ab sofort: „Dreimal ist Bremer Recht, vier Mal ist auch nicht schlecht." Und um den Wahrheitsgehalt dieser Floskel zu beweisen, muss im nächsten Jahr nur noch der FSV Gütersloh als Pokalgegner her. „Wenn mir einer sagt, dass wir beim nächsten Mal gewinnen, kann es gerne wieder Gütersloh werden", so ein lachender Hofmann, der seinen Humor trotz dieses Negativerlebnisses nicht verlor.
Von Cord Sauer
FSV Gütersloh: Herkrath - Claassen, Bröckl (81. Posdorfer), Paul, Widowski (118. Philipp) - Gessat, Granz, A. Jäger, Hermes - Magull, Schmücker (91. Hackmann)
Werder Bremen: Doll - Moelter, Scholz, William (64. S. Schneider), Eckermann - Notthoff, Goddard, Freyhat - König, Wallenhorst (97. M. Schröder), Uyar (78. Votava)
Tore: 1:0 Widowski (22.), 1:1 Wallenhorst (40.), 2:1 A. Jäger (106.)
Gelbe Karten: Jäger, Paul (beide Gütersloh) / William (Werder)
Schiedsrichter: Rafalski (Bad Zwesten)
Heidewald-Stadion: 232 Zuschauer