Fanclub, Freundschaft, Flüchtlingshilfe

Björn Stelmaszczyk im Interview über das soziale Engagement der "12 Emsköppe"

Syrisch-deutsche Freundschaft im wohninvest WESERSTADION.
Syrisch-deutsche Werder-Freundschaft: Ahmad Alshebli & Björn Stelmaszczyk (Foto: privat).
Fankurve
Dienstag, 16.03.2021 / 18:35 Uhr

Das Interview führte Christoph Pieper

Aus einer Clique heraus ist der Fanclub "Werder 12 Emsköppe" in Meppen entstanden und hatte zunächst gar nicht das Ziel, sich sozial zu engagieren. Durch Werder und ein bisschen Zufall wurde das schlagartig anders.

Der Vorsitzende Björn Stelmaszczyk erzählt im Rahmen der Anti-Rassismus-Wochen im Interview mit WERDER.DE, warum sich der Fanclub stark für Geflüchtete einsetzt und wie neben Freundschaften sogar Familien entstanden sind.

WERDER.DE: Moin, Björn. Du bist Vorsitzender des Fanclubs 'Werder 12 Emsköppe'. Ihr seid mit eurem soziales Engagement und der Unterstützung geflüchteter Menschen schon häufiger im Werder-Umfeld aufgefallen, obwohl ihr zunächst gar keine Ambitionen in diesem Bereich hattet. Wie kam es dazu?

Björn Stelmaszczyk: "Nach einem Werder-Heimsieg haben wir hier bei uns in Meppen noch den Erfolg gefeiert und dabei eine Gruppe junger Syrer kennengelernt, die uns an unseren Werder-Trikots erkannt hatten. Wir haben uns auf deutsch, englisch und mit Händen und Füßen versucht zu verständigen und am Ende des Abends haben sie uns in ihre damalige Flüchtlingsunterkunft eingeladen. Sie waren unglaublich offen und gastfreundlich, obwohl sie hier mit so vielen Vorurteilen und Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Das hat uns extrem beeindruckt und die Augen geöffnet."

Davon können wir alle etwas lernen
Björn Stelmaszczyk

WERDER.DE: Ihr habt euch also sehr schnell angefreundet?

Björn Stelmaszczyk: „Ich muss ehrlich sagen, dass durch die Medien ein völlig falsches Bild über geflüchtete Menschen vermittelt wurde. Das Eis zwischen uns war so schnell gebrochen und wir hatten eine so harmonische Stimmung, dass für uns sofort feststand, dass wir sie weiter unterstützen und auch anderen Leuten davon berichten wollen. Man konnte gar nicht aus dieser Flüchtlingsunterkunft herausgehen und sagen: 'Jetzt habe ich hier nichts mehr mit zu tun.' Diese Leute standen völlig alleine da.“

Rassismus bei der Wohnungssuche

WERDER.DE: Ihr habt also versucht, ihnen den Alltag zu erleichtern?

Björn Stelmaszczyk: „Genau. Wir haben innerhalb unseres Fanclubs kleine Gruppen für verschiedene Aufgaben gebildet und beispielsweise bei Behördengängen unterstützt. Außerdem haben wir versucht, Netzwerke zu anderen Syrern aufzubauen, die schon länger in Deutschland leben und mit ihnen Workshops organisiert. Es gab viele Punkte, die wir angegangen sind und durch den engen Kontakt sind dann auch sehr schnell enge Freundschaften entstanden.“

WERDER.DE: Bis hin zur Gründung einer eigenen Fußballmannschaft.

Björn Stelmaszczyk: „Die ist durch die Corona-Pandemie leider etwas eingefroren, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass wir sofort wieder im Einsatz sind, sobald es erlaubt ist. Fußball ist einfach eine der einfachsten Sprachen über alle Kulturen hinweg. Das merkt man immer wieder und deshalb machen wir das gerne. Unser Highlight ist dabei natürlich jedes Jahr die Fanclub-Meisterschaft von Werder vor großem Publikum.“

Stelmaszczyk: Jeder kann sich selbst ein Bild machen

WERDER.DE: Gab es denn über die Jahre so gar keine Schwierigkeiten?

Björn Stelmaszczyk: „Jedem war klar, dass geholfen werden muss. Viele waren sich aber unsicher, wie sie helfen können. Die Berührungsängste waren anfangs schon zu spüren, aber wir hatten alle den gleichen Gedanken.“

WERDER.DE: Gibt es einen Punkt oder ein Ereignis, dass dich beeindruckt hat oder besonders schön war?

Björn Stelmaszczyk: „Am meisten beeindruckt mich ihre offene Art. Bei allen Schwierigkeiten und negativen Erlebnissen, die sie hatten, sehen sie in jedem Menschen erstmal das Gute. Davon können wir alle etwas lernen. Wir haben beispielsweise Situationen bei der Wohnungssuche erlebt, die offen rassistisch waren und für die man sich einfach fremdschämen musste. Und trotzdem behalten sie ihren Optimismus und ihre Hilfsbereitschaft.“

WERDER.DE: Hast du einen Wunsch für die Zusammenarbeit mit Geflüchteten?

Björn Stelmaszczyk: „Ich finde es wichtig, sich nicht medial ein bestimmtes Bild aufdrücken zu lassen. Ich kann mir immer ein eigenes Bild machen, selbst ins Gespräch kommen und mich daran orientieren. Diese Möglichkeit hat jeder, das sieht man bei uns. Aus unserer Flüchtlingshilfe sind nicht nur Freundschaften entstanden, sondern sogar zwei Familien inklusive gesundem und munterem Nachwuchs.“

 

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