Seit November 2012 bietet die Abteilung Turnspiele und Gymnastik des SVW auf Initiative und in Zusammenarbeit mit der Klinik für Gefäßchirurgie am Klinikum Bremen Mitte und Links der Weser als erste ReHa Sportgruppe in Bremen und umzu eine speziell auf Gefäßpatienten ausgerichtete Gehsportgruppe an.
Gehtraining ist die Basistherapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), bei der es sich um eine Störung der Schlagaderdurchblutung der Beine handelt. Sie entsteht durch Einengungen oder Verschluss der die Beine versorgenden Schlagadern (Arterien). In Deutschland leiden nach Angaben der Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin rund 4,5 Millionen Menschen an einer solchen pAVK.
Ursache ist meist der schleichende Verschluss einer Schlagader durch eine Gefäßwandverfettung und -verkalkung (Atherosklerose). Die pAVK tritt in 90 % aller Fälle in den Beinen auf, die anderen zehn Prozent betreffen die Arme. Männer erkranken meist vor dem 55. Lebensjahr und dreimal häufiger als Frauen, welche eher vor dem 65. Lebensjahr erkranken.
Die Gefäßverengung ist ein langsam fortschreitender Krankheitsprozess, der alle Schlagadern des Körpers betreffen kann. Verursacht wird die pAVK vor allem durch ein Zusammenspiel von den vier Hauptrisikofaktoren:
Viele Menschen haben allerdings trotz bestehender Gefäßverengungen keine typischen Beschwerden im Sinne einer „Claudication", sie sind aber dennoch gefäßkrank.
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist es nicht förderlich „in den Schmerz zu Laufen". Mit dieser Art des „Trainings" kann keine Besserung erreicht werden. Man muss sich vorstellen, dass der Körper versucht, die verschlossenen oder engen Gefäßabschnitte ähnlich einer Umleitung bei Stau auf der Autobahn, zu umgehen. Hierzu werden ehemals kleine Gefäße erweitert und zu einem geringen Teil auch neue Gefäße ausgebildet. Effektiv kann dies aber nur erfolgen, wenn das Bein ausreichend Sauerstoff bekommt, das heißt, dass das Laufen beendet wird, noch bevor der Schmerz beginnt! Diese antrainierten Umleitungen entstehen aber nicht plötzlich, sondern nur unter konsequentem regelmäßigem Training langsam - dafür aber auch nachhaltig!
Durch ein gezieltes, und vor allem wie bei jeder Sportart regelmäßiges Gehtraining, ist es nachweislich möglich, die Durchblutung zu verbessern und ein Fortschreiten der Krankheit zu bremsen. Ferner ist es möglich, durch ein rechtzeitiges Training erst gar keine Schmerzen zu bekommen. Geeignete Belastungen sind leichte Gymnastik, Radfahren, Schwimmen, Tanzen, Treppensteigen und vor allem der Gefäßsport unter Anleitung!
Das eigentliche Üben ist als Intervalltraining wie im Leistungssport zu verstehen. Das heißt, man hält an, kurz bevor Schmerzen deutlich spürbar werden, ruht sich kurz aus (mindestens zwei Minuten) und nimmt anschließend das nächste Teilstück schmerzfrei in Angriff. Das Training sollte idealerweise in den täglichen gemütlichen Spaziergang eingebaut werden, in den Pausen ist leichte Gymnastik und ein Lockern der Muskeln zu empfehlen.
Das Training wird eingeteilt in eine Phase 1 der Gewöhnung und eine Phase 2 des Aufbaus. In der Gewöhnungsphase, die etwa 3-4 Wochen dauern kann, wird anfangs einmal täglich 15 Minuten trainiert, später dann zweimal pro Tag. In der anschließenden Aufbauphase, die weitere 4-6 Wochen dauert, wird das Training auf 20-30 Minuten 1-2 Mal pro Tag gesteigert. Insgesamt dauert ein solches strukturiertes Gehtraining mindestens 6 Monate, ideal ist ein Training aber durchaus zeitlebens, um das Fortschreiten der Gefäßkrankheit zu bremsen.
Die Treffen zum gemeinsamen Training einmal wöchentlich in der Gehsport- oder Gefäßsportgruppe dient dazu, ergänzend zum täglichen selbständigen Gehtraining allgemeine Verbesserungen der Kraft, Motorik, Koordination, Beweglichkeit und Kondition zu erlangen.
Zu Lernen ist unter anderem ein bewusstes Abrollen über den gesamten Fuß. Wichtig sind aber vor allem Pausen, in denen sich die beanspruchte Muskulatur erholen kann. Somit gilt: Nicht Schwitzen und Schnaufen, sondern bewusst belasten! Das geht idealerweise in der Gruppe und unter Anleitung einer speziell für den Gefäßsport geschulten Übungsleiterin sowie unter ärztlicher Mitbetreuung.
Ergänzend finden unter ärztlicher Leitung Fortbildungen zur arteriellen Verschlusskrankheit 2-3 Mal pro Jahr für die Teilnehmer statt, um das Verständnis für die Krankheit zu verbessern und Fragen zu beantworten.
Als anerkannte ReHa Sportgruppe kann der niedergelassene Arzt für die Gefäßpatienten eine Verordnung für die Krankenkasse ausstellen, die die sehr geringen Teilnehmerkosten häufig übernimmt. Besser allerdings ist eine Mitgliedschaft beim SVW, die den Sportlern über den Gehsport hinaus viele Vorteile und weitere Angebote für die Gefäße bietet.
Unsere Gehsportgruppen treffen sich einmal pro Woche, an jedem Montag von 15:30 Uhr bis 16:45 Uhr und von 16:45 Uhr bis 18:00 Uhr in den Gymnastikräumen der Westkurve im Weser Stadion und am Dienstag von 18:30 Uhr bis 19:45 Uhr in der Gymnastikhalle (Seiteneingang der Werder-Halle) an der Hemelinger Straße.
Ausgebildeter Übungsleiter ist Herr Hermann Heuke (hermann.heuke@gmx.de).
Ansprechpartner für den SV Werder Bremen ist Herr Manfred Jacobi (gymnastik@werder-bremen.de).
Weitere Informationen finden Sie auch auf unserer Homepage
http://www.gesundheitnord.de/krankenhaeuserundzentren/kbm/klinikum-bremen-mitte/gefaesschirurgie-kbm.html