Nach Beendigung des Nordderbys gegen den Hamburger SV war es im Rahmen einer behördlich angeordneten Blocksperre zu einem Unglücksfall im Gästebereich des Weser-Stadions gekommen. Ein 44-jähriger HSV-Anhänger aus Neumünster liegt immer noch in einem Bremer Krankenhaus. Sein Zustand wird als kritisch beschrieben. Sechs weitere Fans des Hamburger SV und 17 Polizisten waren ebenfalls verletzt worden, konnten aber vor Ort versorgt werden oder haben die Krankenhäuser wieder verlassen.
Im Rahmen einer Pressekonferenz am frühen Sonntagabend hat die Polizei Bremen über die Umstände des Unglücksfalls vom Samstag aufgeklärt. Die Polizei erklärte den Einsatz einer Blocksperre als notwendig, um Vorkommnisse wie beim letzten Derby zwischen dem SV Werder und dem HSV am 08.05.2010 zu verhindern, als es nach der Partie im Stadionumfeld zu Auseinandersetzungen der rivalisierenden Fangruppen gekommen war. Die Maßnahme vom Samstag war bereits im Vorfeld des Spieles unter anderem auch mit Vertretern beider Vereine besprochen, in die Hamburger Fanszene kommuniziert und vor Ende der zweiten Spielhälfte über die Stadionlautsprecher angesagt worden. Die Durchführung einer Blocksperre liegt allein in der Hoheit der Polizei. Werder Geschäftsführer Klaus Filbry wies darauf hin, dass die Anlagen der neuen Westtribüne bei einer Begehung mit allen relevanten Behördenvertretern am 10. August diesen Jahres geprüft und abgenommen worden sind.
Entgegen anders lautender Meldungen verdeutlichte die Polizei, dass das Unglück nicht durch eine Massenpanik entstanden sei. Es habe keinen Druck von hinten gegeben. Nachdem die Blocksperre aufgrund der noch nicht vollständig geklärten Sicherheitslage 7 Minuten länger als die angekündigten 20 Minuten dauerte, soll laut Polizei eine Gruppe von HSV-Fans aus Angst ihre Zugverbindung nicht mehr erreichen zu können eine Polizistentraube vor einem der drei Treppenabgänge durchbrochen haben. Dabei sei es zu einem Gedränge gekommen, mehrere Fans und Polizisten stürzten in der Treppenanlage. Der immer noch schwer verletzte HSV-Anhänger musste reanimiert werden.
Die polizeiliche Untersuchung über den Ablauf des Vorfalls ist noch nicht abgeschlossen. „Die Angelegenheit muss jetzt sauber und vernünftig analysiert werden“, sagte Werder-Geschäfstführer Klaus Filbry. Polizeipräsident Holger Münch erklärte, dass für zukünftige Ereignisse die entsprechenden Schlüsse gezogen werden, um solche Vorfälle zu vermeiden.